Wie Modedesignern Rachel Zoe einmal sagte: „Stil ist eine Art zu zeigen wer Du bist ohne sprechen zu müssen.“ Jedes Jahr schaut die Modeindustrie auf die Fashion Week in London und New York, um Blicke auf die Farbtrends der Saison zu erhaschen. Von der klassischen britischen Empfindsamkeit zu schwungvollen Farben ist für den Herbst 2020 eine mehr oder weniger große Bandbreite aktuell. Dabei wird viel Wert auf den Ausdruck von Optimismus, Humor und Zielstrebigkeit gelegt. Auch Kreativität und Zuversicht stehen im Vordergrund. Es ist davon auszugehen, dass die Farbtrends für dieses Quartal erneut zentralen gesellschaftlichen Phänomenen des Jahres entgegenwirken.
Das Pantone Color Institute, welches eine Beratungsfirma für Trendprognosen und Farbe ist, hat die Farbtrends der Fashion Week zusammengefasst und kommentiert. Im Artikel lernt Ihr alles, was man zu diesen wissen muss.
1) Rot
Das Mandarin Red (links) hat einen starken orangenen Unterton und wirkt eher provokant. Obwohl Rottöne aggressiv sein können, ist das beim Mandarin Red nicht der Fall. In Kombination mit schwarzen Jeans oder weißen Chinos wird der auffällige Ton alltagstauglich.
Samba trägt eine leidenschaftliche und verführerische Note mit energievoller Aura. Der vom brasilianischen Tanz abgeleitete Name ist vor allem in Kombination mit anderen Rottönen ein echter Hingucker. Auch eine enge Jeans und Boots lassen sich mit diesem Ton gut kombinieren.
2) Bordeaux
Burnt Henna ist ein erdiger Ton und wird besonders für seine robuste Wirkung bewundert. Er ist kraftvoll und bietet viele Möglichkeiten zur Kombination. Während man bei der Fashion Week eher mit diversen Karomustern und auffälligen Stoffen gearbeitet hat, ist der Farbton besonders spannend mit violetten Trendpieces. Auch cremefarbene Accessoires bringen ihn zur Geltung.
Ebenso wie Burnt Henna ist Fired Brick ein Bordeauxton und kann sowohl in Verbindung mit anderen Farbtönen wie zum Beispiel Creme oder Hellrosa als auch Ton in Ton getragen werden. Er wirkt sehr kultiviert und trotzdem ausdrucksvoll.
3) Orange
Als eher ungewöhnliche Modefarbe ist in diesem Jahr bei Orange zwischen Exuberance (links) und Amberglow (rechts) zu unterscheiden. Ersteres hat einen Hauch Sympathie und Glück und sollte mit schlichten Farben wie schwarz oder weiß kombiniert werden. Dabei bringt Euch schon der bloße Anblick in Herbststimmung.
Bei Amberglow handelt es sich um eine Mischung aus Gelb und Orange. Der helle aber keinesfalls grelle Ton gibt einem das Gefühl eines fliehenden Sommers, der in einen ruhigen Herbst übergeht. Bei der Fashion Week wurde Amberglow mit Materialien wie Latex oder PVC kombiniert, was dem sanften Farbton eine aufregende Note verleiht.
Für beide Orangetöne können auch Marineblau oder Olivgrün spannende Kombinationsvarianten sein.
4) Beige
Ähnlich der Nude-Kollektionen in den Make-up Trends unterscheidet man dieses Jahr zwischen Tawny Birch (links), Sheepskin (mittig) und Sandstone (rechts). Allgemein sind Nudefarben sehr versatil. Ob auffällig Muster, tolle Stoffe oder Schnitte, Beige ist eine Farbe, die offene Interpretationen zulässt und oft auch als Wohlfühlfarbe angesehen wird.
Tawny Birch ist dabei besonders neutral und hat eine holzige Note, die den Träger an die kälter werdende Jahreszeit erinnert. Der Sommer ist bereits lange vorbei und die Winterstiefel können ausgepackt werden. Bei Sheepskin kommt man nicht umhin an das wollige Fell von Schafen zu denken. Er ist ein sehr satter Ton, der einen Hauch von Wärme und Geborgenheit ausstrahlt. Mit Sandstone wird ein warmes und sandiges Klima assoziiert. Für die kalten Herbsttage erscheint es etwas deplatziert, kann aber in Kombination mit Weiß oder dunkleren Brauntönen den Vintage Flair bringen.
5) Rosa
Ein verwandter Farbton zum Beige ist das Rosa, welches in diesem Jahr viel an Popularität gewonnen hat. Obgleich es stets als feminine Farbe angesehen wird, ist vor allem seine gereifte Wirkung auffallend. Die beiden unterschiedlichen Ausführungen dieses Farbtons sind Rose Tan (rechts) und Peach Nougat (links). Letzteres hat einen pfirsichfarbenen Unterton. Beide Farben sind vor allem dann grandios, wenn man sie Ton in Ton trägt. Auch schwarze Spitze ist ein Kombinationselement der Extraklasse.
6) Lila
Mit dem diesjährigen Lilaton Magenta Purple wurde eine sehr spannende Trendfarbe modern. Die Farbe steht bereits seit Jahrzehnten für Gleichberechtigung unter den Geschlechtern und wird mit Freiheit, Unabhängigkeit und femininer Stärke verbunden. In Kombination mit schlichteren Farben wie weiß, schwarz, beige oder grau kommt er besonders zur Geltung und ist dabei auch als eine royale Farbe bekannt.
7) Blau
Auch das Königsblau wird oftmals mit dieser Stellung gleichgesetzt und die Fashiondesigner haben besonders viele unterschiedliche Blautöne in diesem Jahr gezeigt.
Beginnend mit Classic Blue (links) entspricht der Ton seinem Namen. Mit seiner klassischen aber dennoch versatilen Eigenschaft ist er was Form und Kombination angeht ein echter Hingucker. Für den Herbst sind dabei vor allem Mäntel in dieser Farbe modern. Auch das ein oder andere Ballkleid war auf dem Laufsteg zu sehen.
True Blue ist dunkler als Classic Blue (mittig) und wird von Pantone als klar, konstant und treu beschrieben. Auch gleicht es mehr einem Marineblau, weshalb man es wunderbar mit einigen hellen Rottönen verknüpfen kann. Auf dem Laufsteg dominiert die Farbe als Fellmantel.
Das Strong Blue (rechts) ist mit Abstand der grellste Blauton unter den diesjährigen. Mit seiner verspielten und kreativen Note wird er mit Selbstbewusstsein verbunden. Auf dem Laufsteg wurde er in Verbindung mit Seide zu einem echten Hit.
Night Blue (links) hat Ähnlichkeit mit schwarz und wirkt genauso gesättigt. Mit seiner eleganten Eigenschaft ist dieser Farbton als Jumpsuit, Trench Coat oder Kleid besonders schön. Viele Designer bezeichnen es als Schlüsselfarbe in ihrer diesjährigen Kollektion. Als Tribut für die Weiten des Ozeans ist Night Blue unterteilt in Dress Blues und Blue Depths und wird als mysteriös beschrieben. Auch hier sind Rottöne in der Kombination beliebt.
Die einzige helle Repräsentation eines Blautons ist das Powder Blue (rechts). Mit seinem ruhigen Effekt strahlt es Unschuld und Jugend aus, hat aber durchaus eine gewisse Varianz zwischen den Designern.
Jeder dieser Blautöne hat zwar unterschiedliche Wirkungen, alle werden aber dennoch gerne mit Grau, Off-White oder Creme kombiniert.
8) Grün
Obgleich grün eine schwindende Farbe im Herbst ist, hat es für Designer eine einzigartige Stellung in diesem Jahr. Mit Ultramarine Green (links) stellen diese einen Farbton vor, der einen sehr lebendigen und klassischen Effekt hat und es dabei schafft, zum echten Star zu werden. Für Pantone wirkt er selbstsicher und bereit, Großes zu tun. Die Präsentation auf dem Laufsteg erfolgte mit einfachen Grautönen, Ultramarine Green ist mit tollen Stoffen und Schnitten einfach ein mutiger Farbton.
Military Olive (mittig) machte in diesem Jahr sein Comeback, nachdem es vor einigen Jahren bereits in Verbindung mit dem bekannten Militärmuster überall zu sehen war. Dieses Mal ist die pure olivgrüne Farbe jedoch im Trend. Vor allem Diversität in den Stoffen wie Leder oder Seide ist dabei auffällig auf dem Laufsteg. Auch die Schnitte und Arten der Präsentation variieren zwischen langen Oneshoulder-Kleidern, Mänteln und Jumpsuits. Es ist eine starke Farbe mit Charakter und erlaubt es dem Träger, sehr mutig mit Farben wie Orange, Gelb oder Pink zu wirken. Jedoch sind auch die klassischen Farben wie Weiß, Creme oder Gold möglich.
Pear Green (rechts) ist ein lebendiger, gesunder Ton und wird als eine Farbe zwischen Green Sheen und Military Olive Green angesehen. Trotz seines heiteren Effekts kann er mit Schwarz als Partner sehr elegant wirken und ist deshalb eine tolle Alternativfarbe für eine klassische Abendveranstaltung.
9) Gelbgrün
Auch Green Sheen (links) hat definitiv Avantgarde-Charakter und sticht als auffälliger Farbton mit hungriger und warmer Wirkung ins Auge. Dabei geht der Ton eher in Richtung gelb mit einem leichten Grünschimmer. Mit seidenen Handschuhen und in Kombination mit Blautönen ist dieser Ton einfach sagenhaft.
Ein weiterer gelbgrüner Ton ist Celery (rechts), der Green Sheen zwar ähnelt, jedoch eine abgeschwächte Version dessen ist. Labels wie Chanel präsentierten den Look in ihrem Opening und setzten dabei vermehrt auf lange Mäntel im Tweedlook.
Gelbgrüne Töne kommen mit Blau, Grau und vor allem Braun zur Geltung.
10) Weiß
In Abgrenzung zu den anderen Farbtrends im Herbst 2020 erscheint Weiß als ein Außenseiter. Trotzdem fand der Farbton anhand von zwei Varianten Repräsentation auf dem Laufsteg, da der Fokus vor allem auf den Messages lag. Mit Jet Stream (links) wurde ein Cremeton dafür ausgewählt. Dabei konnten Designer wie Molly Goddard oder Jacquemus einzigartige Looks erzeugen, die nicht zuletzt durch ihre ökofreundlichen Materialien großen Anklang fanden. Pantone umschreibt den Ton ebenfalls als roh und recycelt.
Außerdem war Almond Oil (rechts), der zweite Weißton, ein Wiederkehrer. Dieser gilt als warm, weich und appetitlich. Angelehnt an die Mandel, wird dabei der vegane Character der Nuss in Szene gesetzt. Die Farbe ist zwar eher rustikal, kann aber in Kombination mit Seide oder Tüll neue Alternativlooks zaubern.
11) Grau
Das zeitlose Grau war ebenfalls an einigen Stellen in Form von zwei Farbtönen vertreten. Zum einen wird Sleet (links) als ein helles und kühles grau betitelt, welches definitiv nicht saisonabhängig ist. Givenchy oder Christopher Kane zeigten dieses in ihrer Show und nutzten Stoffe wie Satin oder Wolle, um die Stärken der Farbe zu unterstreichen.
Zum anderen ist Asphalt Gray (rechts) mit seiner dunklen und verruchten Eigenschaft ein Gegenstück zu Sleet. Obgleich beide vor allem in Form von Mänteln auf dem Laufsteg zu sehen waren, differenziert sich ihr Erscheinungsbild voneinander. Vor allem in der Fendi-Kollektion war der Farbton stark vertreten.
Mit den wichtigsten Farbtrends der Herbst- und Wintersaison im Gepäck könnt Ihr nun kreativ werden. Ob Givenchy, Fendi oder Chanel, der Laufsteg ist in diesem Jahr voller moderner Interpretationen mit dem Ziel das Jahr etwas zuversichtlicher zu gestalten.